Wenn die Natur eines nicht ist, dann das: linear, geradlinig und komplett berechenbar.
Natur ist zyklisch. Jedes Jahr ist anders. Jede Jahreszeit fällt anders aus, mal beginnt sie früher mal später. Mal ist das Frühjahr kalt und sonnig, mal zerfließt der Boden unter nicht aufhörenden Regenfällen.
Als Alternative zu unserem linearen Sonnenkalender, geprägt von kirchlichen Festen und Feiertagen, bildet der Jahreskreis genau das ab: eine Orientierung an den Zyklen der Natur.
Vielleicht ist dir der „keltische“ Jahreskreis bereits begegnet. Da geht es um Imbolc und Beltane, um Samhain und die Wintersonnenwende.
Im Folgenden erforschen wir, was der Jahreskreis wirklich ist, was er nicht ist und wie er dir persönlich nutzen kann.
Lass uns gemeinsam auf diese inspirierende Reise gehen!
Was ist der Jahreskreis?
Der Jahreskreis ist ein Konzept, das die verschiedenen Phasen des Jahres in Form von Festen und Ritualen darstellt. Er umfasst acht bedeutende Punkte, die oft als „Jahreskreisfeste“ bezeichnet werden:
- Wintersonnenwende (21. Dezember)
- Imbolc (1. Februar)
- Frühlingstagundnachtgleiche (21. März)
- Beltane (1. Mai)
- Sommersonnenwende (21. Juni)
- Litha/Lammas (1. August)
- Herbsttagundnachtgleiche (22. September)
- Samhain (31. Oktober)
Die Sommer- und Wintersonnenwende, sowie die Tagundnachtgleichen im Frühling und Herbst werden von Sonnenereignissen bestimmt.
Die vier anderen Feste, die dazwischen liegen, sind ursprünglich Mondfeste, das heißt sie liegen auf Vollmondereignissen zwischen den besonderen Sonnenpunkten. Heute lehnt man diese Feste gerne an unseren Sonnenkalender an und datiert sie auf feste Zeiträume. So liegt Beltane zum Beispiel auf der Nacht in den 1. Mai – bis heute hat sich das Brauchtum erhalten, „in den Mai zu tanzen“, Maibäume zu stellen oder Maifeuer anzuzünden.
Was ist der Jahreskreis nicht?
Der „keltische“ Jahreskreis, wie wir ihn heute kennen, ist historisch nicht belegt. Vielmehr ist er eine Synthese aus alten Bräuchen und neuen Ideen des Neuheidentums. Viele der Praktiken und Feste, die wir heute feiern, wurden im Laufe der Zeit neu interpretiert und angepasst. Sie sind nicht das Ergebnis einer durchgehenden Tradition, sondern vielmehr ein kreatives Zusammenspiel von verschiedenen kulturellen Einflüssen und wurden (gerade in der deutschen) Vergangenheit nicht immer zum Guten genutzt.
Das bedeutet jedoch nicht, dass der Jahreskreis weniger wertvoll ist. Im Gegenteil! Er ist ein lebendiges, sich ständig weiterentwickelndes Konzept, das uns die Freiheit gibt, unsere eigene Verbindung zur Natur und zu den Zyklen des Lebens zu gestalten.
Da der Jahreskreis sich konkret an den Sonnen- und Mondereignissen der Natur und den damit einhergehenden natürlichen Veränderungen orientiert, ist er kein esoterisches Konzept, sondern eine Möglichkeit, auf sehr erdverbundene und bodenständige Art und Weise in Verbindung mit der Natur zu gehen.
Viele Menschen fühlen ihr Bedürfnis nach Verbindung, Gemeinschaft und Ritualen durch Religionen nicht mehr hinreichend erfüllt. Auch die Wissenschaft (wenngleich nützlich und wertvoll) bedient dieses menschliche Urbedürfnis nicht. Wir dürfen uns fragen, welche Wege es gibt, um zukunftsorientiert die Zyklen der Natur zu feiern, welche Rituale und Bräuche für uns sinnvoll und stimmig sind und was es braucht, um die Beziehung zur Natur zu vertiefen.
Jedes Fest hat seine eigene Bedeutung und lädt uns ein, passend zur jeweiligen Jahreszeit bestimmte Aspekte unseres Lebens zu reflektieren und zu feiern. Es ist eine Einladung, die Schönheit der Natur zu würdigen und unsere eigene innere Natur zu erkunden.
Wie bringt der Jahreskreis persönlichen Nutzen?
Die Auseinandersetzung mit dem Jahreskreis kann dir auf vielfältige Weise nutzen:
Selbstreflexion: Jedes Fest bietet die Möglichkeit, innezuhalten und über dein eigenes Leben nachzudenken. Was möchtest du im Winter loslassen? Welche neuen Ideen möchtest du im Frühling säen? Diese Reflexion kann dir helfen, Klarheit über deine Ziele und Wünsche zu gewinnen.
Rituale und Feiern: Die Feste des Jahreskreises laden dazu ein, Rituale zu schaffen, die dir Freude und Sinn geben. Ob es ein einfaches Dankgebet zur Erntezeit oder ein gemeinsames Fest mit Freunden ist – Rituale stärken das Gemeinschaftsgefühl und bringen Freude in den Alltag.
Naturverbundenheit: Indem du die Veränderungen in der Natur beobachtest und feierst, entwickelst du ein tieferes Verständnis für die Umwelt und deine Rolle darin. Diese Verbindung kann dir helfen, achtsamer zu leben und die Schönheit der Welt um dich herum zu schätzen.
Persönliches Wachstum: Der Jahreskreis ermutigt dich, dich ständig weiterzuentwickeln. Indem du die verschiedenen Phasen des Lebens anerkennst und akzeptierst, kannst du lernen, mit den Herausforderungen und Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, besser umzugehen.
Wir wünschen dir viel Freude bei deinem persönlichen Weg durch den Jahreskreis!
Wenn du Lust hast, dazu in Austausch und Gemeinschaft zu gehen, dann empfehlen wir dir unser Mittsommer-Camp oder das Workbook zu weiblicher Naturverbindung im Jahreskreis (für Frauen).